Informationen zu Sars-CoV-2 (Corona) Stand 21.02.2022
Wie sehen Sie das eigentlich mit den geplanten Lockerungen ab März 2022? Ist das nicht zu gefährlich? Muss ich mir Sorgen um meine kleinen Kinder (< 5 Jahre) machen, die ich ja noch nicht impfen kann?
Als Kinder- und Jugendärzte sehen wir tatsächlich die Sachlage ein bisschen differenziert. Wir sehen ein Problem in der Diskrepanz zwischen geplanten Lockerungen für Erwachsene und dem Fortbestehen von Einschränkungen und Maßnahmen für Kinder und Jugendliche.
Aus unserer Sicht müsste tatsächlich eine deutlich Lockerung von Maßnahmen für Kinder und Jugendliche erfolgen, da Kinder unter der vorherrschende Omikron-Variante in der Regel nicht schwer erkranken. Wir sehen also aktuell keine großen Gefahren für Kinder- und Jugendliche ohne Vorerkrankungen. Allerdings müssen wir inzwischen in der Praxis täglich Folgen der COVID-19-Schutzmaßnahmen feststellen, so haben die massiven Einschränkungen des "normalen" Kinder- und Jugendlichen-Lebens zu einer deutlichen Zunahme von Angststörungen, Depressionen etc. geführt.
Eine Impfung im Bereich von 0-5 Jahre ist zu vernachlässigen, da insbesondere diese Altersgruppe in der Regel nicht schwer erkrankt. Eine Off-Label-Impfung finden wir nicht gerechtfertigt. Wichtig ist und bleibt die Impfung von allen impffähigen Erwachsenen, um die Pandemie insgesamt kontrollieren zu können.
Beachten Sie daher gerne die Stellungnahme der Kinder- und Jungendärzt*innen des Landkreises Marburg Biedenkopf, die Sie hier abrufen können. Auch gibt es eine gute Stellungnahme von unserem Berufsverband mit Herrn Moebus, der die Sachlage aus unserer Sicht sehr gut ergänzt (Abruf hier). Sogar die Spitzen der Berufsverbände nehmen hierzu Stellung (Abruf hier).
COVID-19-IMPFUNG
Kann und soll man nun schon auch Booster-Impfungen ab 12 Jahren machen?
Ja! Wir empfehlen bereits ab 12 Jahren eine Booster-Impfung 3 Monate nach der zweiten Impfung gegen COVID-19 umzusetzen. Diese Booster-Impfung war zwar schon seit Dezember 2021 möglich, seit Anfang Januar 2022 gibt es aber hierzu auch vom der STIKO eine Empfehlung. Diese begründet sich darin, dass auch bei 12-17jährigen die Impfwirksamkeit nach 3 Monaten deutlich zurückgeht. Gerade im Zusammenhang mit der Omikron-Welle ist also eine Auffrischung bei ab 12jährigen sinnvoll. Wir führen in unserer Praxis Booster-Impfungen durch (zum Anmeldeverfahren schauen Sie auf die Startseite oder weiter unten im Text). Für die <12jährigen sind Booster-Impfung zunächst nur für Kinder- und Jugendliche mit Risikofaktoren vorgesehen. Wir beraten Sie diesbezüglich im Einzelfall in der Praxis.
Ich habe gehört, dass die Europäische Arzneimittelkommission nun den COVID-19-Impfstoff nun auch für Kinder zwischen 5-11 zugelassen hat. Haben Sie da nähere Infos?
Ja, seit dem 25.11.2022 hat die Europäische Arzneimittelkommission den Impfstoff der Firma BioNTech nun auch für die 5-11jährigen Kinder zur Zulassung empfohlen. Für diese Altersgruppe der 5-11jährigen gibt es eine angepasste Dosierung und "geeignete Konfektionierung". Das heißt, es wird nicht einfach der "Erwachsenen-Impfstoff" (den wir ja seit der Impfempfehlung der STIKO vom 16. August 2021 in voller Dosis ab 12 Jahren einsetzen) verwendet, sondern ein extra "Kinder-Impfstoff".
Halten Sie denn eine Impfung für Kinder von 5-11 Jahren grundsätzlich für sinnvoll und vor allem für ausreichend sicher?
Zunächst müssen wir noch einmal festhalten: Diese Altersgruppe erkrankt in der Regel nicht schwer an Corona, außerdem ist die Übertragungsrate tatsächlich geringer als bei Erwachsenen, insbesondere bei einer COVID-19-Erkrankung ohne Symptome. Insofern können wir noch nicht sicher davon ausgehen, dass die Impfung von 5-11jährigen wirklich einen starken abmildernden Einfluss auf die gesamte COVID-19-Pandemie hat.
Also ist die sogenannte Risiko-Nutzen-Abwägung bei Kindern nicht so eindeutig wie bei Erwachsenen. Denn auch bei Kindern muss der eigene Gesundheitsschutz durch die Impfung im Vordergrund stehen!
Das ist auch der Grund warum sich die STIKO bisher eher zurückhaltend äußert, und nicht grundsätzlich allen Kindern und Jugendlichen eine COVID-19-Schutzimpfung zum aktuellen Zeitpunkt empfiehlt.
Den genauen Wortlaut der STIKO-Empfehlung finden Sie hier:
Wir folgen der STIKO-Empfehlung und werden allen Kindern mit Vorerkrankungen sowie auf dringlichen Wunsch der Eltern/Kinder auch ohne Vorerkrankungen eine Impfung gegen COVID-19 anbieten.
Ich bin mit meiner 7jährigen Tochter bei Ihnen in der Praxis. Wie geht es denn nun aber ganz konkret mit einer Impfung? Wie muss ich mich anmelden, was muss ich machen?
Bitte schicken Sie eine Email an info@kinderarzt-coelbe.de. Bitte geben Sie den vollständigen Namen, Geburtsdatum, Telefonnummer an. Wir setzen ihr Kind auf eine Warteliste und arbeiten die Liste nach Priorität ab (Vorerkrankungen, eigene Patienten, etc.).
Außerdem bitte wir Sie im Vorfeld, die Auklärung zur COVID-19-Impfung herunterzuladen und aufmerksam durchzulesen und mit der ausgefüllten Einverständniserklärung zum Impftermin zu erscheinen.
Ich habe mich mit meinem Partner entschieden, dass unser 9jähriger Sohn geimpft werden soll, wir sind aber nicht bei Ihnen in der Praxis in Behandlung. Kann ich ihn trotzdem bei Ihnen impfen lassen? Gibt es besondere Anmeldewege?
Bitte schicken Sie eine Email an info@kinderarzt-coelbe.de. Bitte geben Sie den vollständigen Namen, Geburtsdatum, Telefonnummer an. Wir setzen ihr Kind auf eine Warteliste und arbeiten die Liste nach Priorität ab (Vorerkrankungen, eigene Patienten etc.).
Was ist mit den "älteren" Kindern - also den Jugendlichen ab 12 Jahren und der COVID-19-Impfung?
Wir impfen schon seit Mai 2021 gegen COVID-19 in unserer Praxis. Auch vor der aktuellen generellen Impfempfehlung für 12-15jährige haben wir gemäß der bisherigen Empfehlungen bereits alle Kinder und Jugendliche (ab 12 Jahre) geimpft, die das selbst bzw. auch deren Erziehungsberechtigte wünschten.
Seit dem 16. August 2021 hat die STIKO dann eine generelle Impfempfehlung gegen COVID-19 für über 12 Jahre ausgesprochen. Den aktuellen Wortlaut der Empfehlung können Sie unter folgendem Link einsehen (https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/PM_2021-08-16.html).
Wir stimmen mit der Empfehlung der STIKO überein, dass nach nunmehr sehr umfangreichen Daten aus den USA (über 10 Millionen geimpfte Kinder und Jugendliche) ein Vorteil einer COVID-19-Impfung auch für die 12-15jährigen besteht. Dieser ist insbesondere im Zusammenhang mit den noch unklaren Fällen von Long-COVID auch bei Kindern und Jugendlichen zu sehen.
Außerdem sind die sogenannten Sicherheitsdaten tatsächlich überzeugend. Es gibt bisher keine ernstzunehmenden Nebenwirkungen, auch die wirklich extrem seltenen Fälle von Herzmuskelentzündungen heilten in der Regel folgenlos aus (die übrigens auch unter einer Corona-Erkrankung selbst auftreten können).
Also, um Ihre Frage noch einmal aufzugreifen: Ja, wir empfehlen nun auf Basis der neuen Erkenntnissen eine Impfung auch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren.
Wie erwartet ist nun tatsächlich aktuell in der vierten Infektionswelle die Ansteckungswahrscheinlichkeit auch vor dem Hintergrund der sogenannten Delta-Variante für Kinder und Jugendliche stark erhöht. In diesem Zusammenhang droht erneut eine umfangreiche Einschränkung im sozialen Leben der Kinder- und Jugendlichen sowie möglicherweise auch wieder in der Schule.
Wichtig ist noch: Bei einer COVID-19-Impfung steht immer im Vordergrund der Gesundheitsschutz der Kinder- und Jugendlichen vor Corona selbst! Außerdem kann eine Impfung zudem psychosozial wichtig sein - weniger Einschränkungen sozialer Kontakte, "normaleres" Leben etc. Die soziale Isolierung und die Schulschließungen in den bisherigen Corona-Infektionswellen hatten große Auswirkungen auf die Kinder und Jugendlichen und sollten unbedingt erneut vermieden werden!
Allerdings nehmen wir als Kinder- und Jugendärztinnen auch eindeutig Stellung: Die Kinder und Jugendlichen dürfen nicht zum Erreichen der Herdenimmunität zur Impfung gedrängt werden, hier sind eindeutig die Erwachsenen in der Pflicht, die sich schon lange für eine Impfung entscheiden konnten. Außerdem muss auch Kindern und Jugendlichen, die sich nicht impfen lassen wollen, ein uneingeschränkter Zugang zu Schule und Bildung ermöglicht werden. Abschließend kritisieren wir die Einmischung der Gesundheitsminister in die Impfkampagne. Diese hatten bereits vor (!) der Impfempfehlung der STIKO ein Impfung für alle 12-15jährigen angedacht. Die Impfung ist aber eine individuelle Entscheidung im Sinne des Gesundheitsschutzes der Kinder und Jugendlichen selbst und sollte in keinem Fall politisch instrumentalisiert werden.
Wie kann ich meine Tochter/meinen Sohn nun bei Ihnen impfen lassen, muss ich mich anmelden?
Bitte kontaktieren Sie uns bei Interesse per Email für eine Terminvereinbarung. In unserer Praxis wird nur BioNTech-Impfstoff eingesetzt.
Digitaler Impfpass
Wir können Ihnen in unserer Praxis ein EU-weit gültiges elektronisches Impfzertifikat auszustellen. Selbstverständlich erhalten dieses Zertifikat bei uns geimpfte Personen automatisch nach der Impfung. Allerdings können wir diesen Service auch weiteren Familienmitgliedern oder anderen Personen anbieten. Bringen Sie bitte hierzu Ihren Impfpass bzw. den Impfnachweis mit. Natürlich entstehen für Sie keine Kosten.
ASTHMA
Meine Tochter leidet an Asthma. Gehört sie zu einer Risikogruppe bezüglich COVID-19?
Nein, das Risiko für Asthmapatienten ist bei guter Therapieeinstellung als nicht erhöht einzuschätzen. Gerade für Kinder mit Asthmaerkrankung. Schwere Verläufe einer COVID-19-Erkrankung sind in dieser Altersklasse eine Rarität. Inzwischen gibt es zudem wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen, dass gut eingestellte Asthma-Patienten sogar eher weniger stark erkranken. Inzwischen gibt es hierzu neue Daten aus Großbritannien, die eindeutig keine Risikoerhöhung feststellen bei mehreren Millionen untersuchten Menschen. Auch insgesamt positive Effekte von Asthmamedikamenten auf eine akute Corona-Infektion sind inzwischen bewiesen (Veröffentlichung vom 9. April 2021 im Lancet Respir Med zum Thema "Budenosid bei COVID-19")
"CORTISON-SPRAYS"
Ist denn im Rahmen der COVID-19-Pandemie das Asthma-Spray meines Sohnes schädlich, sollten wir das besser absetzen?
Nein, bitte nicht! Kortisonhaltige inhalative Medikamente sind in der aktuellen Situation (aber auch sonst) für die Asthma-Therapie außerordentlich wichtig, da sie die chronische Entzündung der Bronchien, die die Lungenerkrankung verursacht, erfolgreich behandeln können. Das Risiko Ihres Sohnes (auch gegenüber SARS-CoV-2) wird durch eine konsequente Einnahme reduziert, nicht erhöht. Bitte lassen Sie nicht aus Angst vor der Kortisonmedikation in der aktuellen Situation die Medikamente weg.
Gemäß inzwischen vorliegender Leitlinien wird ein Asthma-Spray inzwischen auch bei gesunden Menschen teilweise sowohl während einer akuten Corona-Infektion als auch bei längeranhaltenden Beschwerden nach COVID-19 (long-COVID) eingesetzt.
Hierzu können Sie auch gerne die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie vom 27.4.2019 einsehen:
Die aktuelle "Budenosid"-Studie bestätigt diese Einschätzung nun auch mit wissenschaftlichen Verlaufsdaten.
LOKALE SITUATION
Sie können die aktuellsten Informationen über die Infektionszahlen mit Sars-CoV-2 ("Corona") über den folgenden Link zum Landkreis Marburg-Biedenkopf verfolgen:
Darüber hinaus stellt der Landkreis Marburg-Biedenkopf seit Anfang November 2020 sehr übersichtlich Antworten zu allgemeinen und behördlich/rechtlichen Fragen wie z.B. Quarantäneregelungen auf seiner Internetseite zur Verfügung. Sie gelangen dorthin über den folgenden Link:
SCHULE
Die Schule ist ja inzwischen eigentlich wieder in den quasi im Normalbetrieb außer der regelmäßigen Selbsttestung 2-3x pro Woche. Wie schätzten Sie das Risiko für unsere Kinder in der Schule ein? Besteht ein Risiko für eine große Verbreitung des Corona-Virus?
Zum Thema Schule gibt es eine sehr gute Stellungnahme der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. vom 4. August 2020, die die Gesamtsituation strukturiert aufgearbeitet hat und aus unserer Sicht weiterhin hoch aktuell ist. Die Kernaussage ist: trotz SARS-CoV-2 sollte man versuchen, nach Möglichkeit in jedem Fall der Schul- und Kita-Betrieb weiterzuführen.
Dies ist wichtig, da wir als Kinder- und Jugendmediziner schon seit Beginn der Pandemie auch auf die starken Nebeneffekte der COVID-19-Pandemie mit Beeinträchtigung der seelischen Gesundheit der Kinder- und Jugendlichen und eine zunehmende Ungleichheit für bildungsferne Familien hinweisen. Diese Aspekte müssen unbedingt bei allen Maßnahmen und Einschränkungen berücksichtigt werden.
Es gibt eindeutige Empfehlung hinsichtlich der Schutzmaßnahmen während der Schulzeit/des Kita-Betriebes:
In KITAs wird für die Kinder keine Mund-Nasenbedeckung empfohlen, für die Erzieher allerdings schon. Eine Abstandsregelung ist zum einen unrealistisch und zum anderen ebenso wenig in der KITA empfohlen.
Sie können die gesamte Empfehlung gerne über den folgenden Link im Detail nachlesen.